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Das Regiment von Kracht

Während der Amtszeit des Kurfürsten Georg Wilhelm (1619-40) tobte der Dreißigjährige Krieg (1618-48). Festungskommandant in dieser bewegten Zeit war von 1612-38 der Obrist Hille­brandt (Hildebrand) von Kracht (geb. 1573, gest. 1638). Er war der erste Träger der Amtsbe­zeichnung Kommandant. Kurz vor seinem Tode wurde ihm sein Sohn Oberst Dietrich von Kracht zur Assistenz beigegeben, der beim Regierungsantritt des Großen Kurfürsten als Kom­mandant von Berlin zu den „Renitenten" wie Moritz August von Rochow zählte. Wie dieser trat er alsbald in kaiserlichen Dienst.

 

Die Kracht-Kapelle im Schloss

Der erste Kommandant der Festung Küstrin, der in einer für die damaligen Verhältnisse höchst unruhigen Zeit gelebt hatte, sollte auch nach seinem Tode noch keine Ruhe finden. Seine erste Ruhestätte war der Friedhof der Altstadt. Als der eingezogen wurde, fanden Krachts sterbliche Überreste in einer benachbarten Kasematte eine Bleibe, wo sie dann bei den Entfestigungsar­beiten gefunden wurden. Was von dem Obristen noch übrig war, wurde in einen kupfernen Sarg gelegt und dann in einem Erdgeschoßraum des alten Schlosses aufgebahrt. Und wahrscheinlich ist Hillebrandt von Kracht hier im Februar/März 1945 unter den Trümmern des Schlosses end­gültig begraben worden.

 

Am 22. Mai 1924 wurde die sogenannte Kracht-Kapelle im Schloss durch eine militärische Feier ihrer Bestimmung übergeben. Sie enthielt den kupfernen, mit Inschriften und Wappen verzier­ten Sarg Hillebrandts von Kracht. Daneben stand die Fahne der 1. Kompanie jenes 1626 aufge­stellten Regiments von Kracht. Sie war aus blauseidenem Tuch, darauf war gemalt ein gehar­nischter Arm aus einer Wolke mit einem Rapier, daruntergesetzt ein Topf mit glühenden Koh­len, dazu die Überschrift „Lebe beständig, kein Unglück ewigk!" Gegenüber stand die Fahne der Leibguardi-Compagnie des Kurfürsten, die eine Zeitlang zu jenem Regiment von Kracht gehört hatte. Sie enthielt das kurfürstliche Wappen mit dem Kurhut und hatte auf der Rückseite den kurbrandenburgischen Adler. Über dem Eingang der Kapelle war das Küstriner Stadtwap­pen angebracht und an der Wand über dem Fußende des Sarges der Spruch Joh. III., 16, den Kracht selbst als Text für seine Grabrede bestimmt hatte. Der preußische Adler an der Decke sollte gewissermaßen den Aufstieg der brandenburgisch-preußischen Armee zu ihrem Ruhme in der Zeit Friedrichs des Großen andeuten.

 

Die erste stehende preußische Armee

In der Geschichte der brandenburgisch-preußischen Armee darf Hillebrandt von Kracht einen besonderen Platz beanspruchen. Er ist der Gründer des ältesten Regiments dieser Armee und Küstrin kann sich rühmen, der älteste Standort und die Wiege der brandenburgisch-preußi­schen Armee zu sein. Von seinem Kurfürsten hatte er den Befehl erhalten, in Küstrin ein Regi­ment aus Söldnern aufzustellen, um gegen einen Überfall durch die kaiserlichen Truppen unter Wallenstein gesichert zu sein. Im Jahre 1626 musterte er ein Regiment von 15 Kompanien in Spandau, Frankfurt/Oder, Sommerfeld, Bernau und Fürstenwalde, das am 1. Mai 1626 mit 3000 Mann stand und dessen Chef er bis 1628 war. Das Regiment wurde später nach Ostpreußen ver­legt. Im Jahre 1708 gab König Friedrich I. dem Regiment den Namen „Prinz von Oranien", wie damals der Sohn des Kronprinzen hieß, so dass Friedrich II. der Große mit seiner Geburt dessen Chef wurde. Friedrich Wilhelm I. hob im Jahre 1713 Namen und Verleihung auf. In den Kriegen Friedrichs des Großen kämpfte es als ostpreußisches Musketier-Regiment Nr. 14 und zog sich dessen Kritik und Ungnade zu. Nach 1806 blieb es bestehen und ging in das Grenadier-Regi­ment König Friedrich der Große (3. Ostpr.) Nr. 4 über und trug also im Nachhinein den Namen seines Kritikers. Das Regiment hat bis zur Auflösung des alten preußischen Heeres von 1898 bis 1918 in Rastenburg in Ostpreußen in Garnison gelegen. Am Helm trug es die Gründungszahl 1626.

 

Es ist wenig bekannt, dass ein Jahr nach der Gründung des Regiments von Kracht zwei Kompa­nien in den Wirrnissen des Schwedisch-Polnischen Krieges zu Gustav Adolfs Armee kamen und den Stamm des „grünen deutschen Regiments" bildeten, dessen Kommandeur ein Schotte namens Hepburn war, der später in französische Dienste übertrat. Nach seinem Tode auf dem Schlachtfelde von Zabern kam das Regiment als Schottenregiment 1678 nach England. Es wurde dort Stammtruppe des in allen Kriegen Großbritanniens bewährten Regiments der „Royal Scots", das als ältester Truppenteil der britischen Armee anzusehen ist. So wurzeln also die ersten Anfänge der Geschichte der „Royal Scots" in der brandenburgisch-preußischen Ar­mee. Es ist ein eigentümliches Zusammentreffen, dass die beiden ältesten Regimenter zweier europäischer Staaten aus dem gleichen Truppenteil hervorgegangen sind.

 

Schwieriger Unterhalt des Küstriner Regimentes

Mit dem Regiment Hillebrandt von Kracht betrat eine stehende Truppe die Festung Küstrin; Stadt und Bevölkerung atmeten auf. Nun hatte die Bürgerschaft nur noch dem Landesauf­gebot Waffenfolge zu leisten, nicht aber die Stadt selbst zu bewachen. Die Freude war aber ver­früht. Georg Wilhelm hatte nun zwar ein Regiment aufgestellt, war aber nicht in der Lage, es zu unterhalten. Er befahl daher der Stadt, ,,für kurze Zeit die einquartierten Soldaten zu unterhal­ten und mit Speis und Trank zu versehen." Das führte notwendig zu Unzuträglichkeiten. Das arme Küstrin war gar nicht in der Lage, dem kurfürstlichen Befehl nachzukommen. In einer Bittschrift wandten sich die Küstriner an den Landesherrn. Sie hatten Erfolg und erhielten eine Entschädigung, die die Landstände aufzubringen hatten. Da der Krieg sich aber nach der Neu­mark hinzog und die Stände durch Plünderungen der kaiserlichen und schwedischen Solda­teska und durch enorme Kontribution völlig ausgesogen waren, unterblieb diese Unterstüt­zung, und die Besatzung Küstrins fiel wieder der Bürgerschaft zur Last. Selbstverständlich konnte das nicht gut gehen. So kam dann die nächste Beschwerde von den Soldaten. Sie wende­ten sich an den damaligen Festungskommandanten, den Obristen Hillebrandt von Kracht, und schrieben ihm, ,,dass es mit ihrem Unterhalt von Tag zu Tag immer ärger werde. Wir müssen je­doch zugestehen, dass mancher arme Bürger das liebe Brot selber nicht im Hause hat, wovon er sich und die Seinigen unterhalten soll." Daher baten die Soldaten, ,,dass wir armen Brüder mit besserem Unterhalt, und, wo es möglich ist, ohne der armen Bürger Querulieren mögen verse­hen werden." Was hierauf nun erfolgt ist, ist nicht überliefert.

700 Jahr Feier 1932

"Vor 700 Jahren geboren,

Zum Fischerdorf erkoren,

Wuchst Du zur Stadt empor,

Mit Festungswall und Tor.

 

Trotztest der Feinde Jeglichem Stoße,

Es weilte in Dir

Friedrich der Große.

 

So rollten Jahrhunderte Über Dich hin,

Heut bist Du umjubelt,

Du altes, erblühtes Küstrin."