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Franzosenzeit

Nach der Besetzung der Festung stellten die Franzosen als erstes die abgebrannte Oderbrücke wieder her. Kommandant der Festung wurde der französische Brigadegeneral Baron Fournier d' Albe. Die Festung erhielt als erste Besatzung das Badensche Kontingent zu den Rheinbun­destruppen. Mehrere Häuser wurden zu Kasernen bestimmt, das Kommandanturhaus und das Schloß wurden zu Lazaretten gemacht, aus der Garnisonkirche machten die Franzosen eine Roßmühle und aus der Pfarrkirche einen Getreideschuppen.

 

Da Napoleon schon beim Tilsiter Frieden am 9. Juli 1807-1-11 die Absicht hegte, den Krieg gegen Rußland aufs Neue zu beginnen, so bestimmte er für diesen Fall die Weichsel zu seiner ersten, die Oder zu seiner zweiten Verteidigungslinie und behielt Küstrin wie die beiden anderen Oder­Festungen Stettin und Glogau in seiner Gewalt, während bereits am 10. Dezember 1808 wieder preußische Truppen in Berlin einziehen konnten. Er setzte die Besatzung Küstrins auf 3000 bis 4000 Mann fest und befahl, die Festung im besten Zustand zu erhalten und die Werke zu ver­stärken und zu verbessern. Obwohl die Franzosen nach dem Tilsiter Frieden eigentlich Ver­bündete waren, betrachteten sie nach wie vor die Festung als Feindesland.

 

Außer der Herstellung der abgebrannten Oderbrücke haben die Franzosen folgende Bauten er­richtet: Sie legten eine neue Schanze451 an der Hohen Brücke mit zwei Geschützen nebst einem Blockhause-v' an, um nicht allein die Verteidigung der Brücke, sondern auch der Magazine bei Bleyen unterstützen zu können. Die Brückenschanze wurde mit Sturm pfählen und die Kehlen mit spanischen Reitern481 versehen. Bei dem Vorwerk Bleyen wurde ebenfalls eine Schanze mit vier Geschützen und ein Blockhaus errichtet. Die ganze Kontereskarpe-" des Hauptwalles wurde mit einem Verhack, und die Krone des Hauptwalles auf der Landseite mit Sturmbalken versehen. Die noch vorhandenen Gebäude der Neustadt wurden zur Verteidigung eingerichtet, die Fenster zugemauert und Schießscharten angebracht. Auf dem Renne platz wurde ein großes Blockhaus zur Wohnung für die Offiziere im Fall eines Bombardements gebaut.

 

Die Franzosenherrschaft war die Zeit der tiefsten Erniedrigung Preußens. Es formten sich aber schon im Jahre 1807 kleine Freikorps, die zum Kampf gegen die Bedrücker übergingen. Auf dem Militärfriedhof in Küstrin erinnerte ein Marmorkreuz an die beiden Seconde-Lieutenants vom Grenadier-Bataillon von Grevenitz, Georg von Wilhelmi und Friedrich von Säher, die am 21. Februar 1807 mit 21 Soldaten in Küstrin eingeliefert und am 25. Februar 1807 auf dem Goh­rin erschossen wurden. Sie hatten sich nach der Kapitulation von Prenzlau im Oktober 1806 ei­nem kleinen Freikorps angeschlossen, welches im Februar 1807 bei Christianstadt am Bober von den Franzosen angegriffen und geschlagen wurde. Dasselbe Schicksal erlitten die Muske­tiere Johann Jedermann vom Regiment von Kaufberg und Gottfried Gade vom III. Bataillon von Zenge (ehemalige Küstriner Besatzung). Auch diese hatten wieder zu den Waffen gegriffen, waren in die Hände der Franzosen gefallen und wurden von diesen am 20. April 1807 auf dem Gohrin in Küstrin erschossen. Von den fünfzehn Küstriner Männern, die trotz der feindlichen Besatzung die Festung verließen und sich bei den freiwilligen Jägern stellten, sind vierzehn ge­fallen.

44) Der Tilsiter Frieden bezeichnet den Zeitpunkt der tiefsten Erniedrigung Preußens. Preußen mußte die Hälfte seiner Länder abtreten. alle seine Häfen dem englischen Handel verschließen und die Zahlung einer fast unerschwinglichen Kriegskontribu­tion von fast 140 Millionen Franken übernehmen. Endlich mußte sich der König verpflichten, fortan nur eine Armee von einer fest bestimmten Anzahl Soldaten (42 000) zu halten.

45) Schanze= ein Teil einer Befestigungsanlage: meist jedoch eine unregelmäßige Feldbefestigung (oft geschlossen). die nach Bedarf erstellt wird.

46) Blockhaus= frei stehendes. in sich abgeschlossenes Gebäude mit Schießscharten. das sowohl als Rückzugsmöglichkeit für die Mannschaften einer kleineren Anlage. als auch zur Bestreichung (Blockierung) eines Geländestreifens dient. das der Angrei­fer durchschreiten muß.

4 7) Kehle= dem Angreifer abgekehrte Seite eines Werkes. die auch den Zugang zur Anlage birgt. Anlagen können offene Kehlen haben (Fleschen. Schanzen) oder mit Kehlabschluß versehen sein (Forts.).

48) Spanische Reiter= ein bewegliches Drahthindernis von etwa 2 m Länge, aus einem Holzgestell. über das Stacheldraht ge­spannt ist. Es dient zum Schließen von Lücken und Durchgängen in anderen Hindernissen oder als Straßensperre.

49) Eskarpe = Grabinnenwand - also auf der Seite des Verteidigers - entweder geböscht (steil gemacht) oder durch Futtermauer (Eskarpenmauer) weitgehend senkrecht ausgeführt.

Kontereskarpe = gemauerte oder geböschte Grabenaußenwand.

700 Jahr Feier 1932

"Vor 700 Jahren geboren,

Zum Fischerdorf erkoren,

Wuchst Du zur Stadt empor,

Mit Festungswall und Tor.

 

Trotztest der Feinde Jeglichem Stoße,

Es weilte in Dir

Friedrich der Große.

 

So rollten Jahrhunderte Über Dich hin,

Heut bist Du umjubelt,

Du altes, erblühtes Küstrin."