Die Festung wird zur Alchimistenküche
Die Festung wird zur Alchimistenküche
Der Sohn des Großen Kurfürsten, der Kurfürst Friedrich III., der am 18. Januar 1701 in Königsberg/Preußen als Friedrich I. zum König in Preußen gekrönt wurde (1688-1713 ), war schon elf Jahre Kurfürst, als er beschloss, in Küstrin „die Huldigung" einzunehmen. An ihn erinnerten die beiden Zierpfeiler am Eingang zum Zeughof.
Die Huldigung des Kurfürsten Friedrich III.
Das große Fest der Huldigung spielte sich am 4. Oktober 1699 wie folgt ab: Die Begrüßung des Landesherrn geschah durch die Ritterschaft und Deputierten der Neumark und der einverleibten Kreise vor der städtischen Heide. An Militär waren angetreten: Grands Musquetairs und Gensdarmes, das Leibregiment Dragoner, das Regiment Markgraf Friedrich Wilhelm zu Fuß, die Gardes du Corps und die Schweizer Garde. Außerdem war selbstverständlich der gesamte Hofstaat angetreten nebst Gefolge. Bei Annäherung an die Festung wurden von den Wällen dreimal achtzig Kanonenschüsse abgefeuert. Unter entsprechendem Pomp zog sich die Sache zwei Tage hin; es war natürlich sowohl im Saal des Schlosses als auch auf dem Schlossplatz je ein Thron aufgebaut mit „karmesinsammeten und mit Gold gesticktem Thronhimmel." Gespeist wurde von goldenem Geschirr.
Bautätigkeit des Kurfürsten
Friedrich wird zugeschrieben, ein massives „Batardeau" (Wehr) vor der Bastion Philipp erbaut zu haben, damit die Festungsgräben von der Oder nicht mehr versandt werden könnten. Weiterhin sollen auf ihn die Mauerbekleidung der Kehlen der Ravelins Christian Ludwig und Albrecht sowie des Hornwerkes zurückgehen, außerdem die Benennung der Bastionen und Ravelins. In den Jahren 1688/89 wurde das Gouvernementshaus, die spätere Kommandantur, erbaut. Die auf den Bastionen Königin und Prinz Philipp stehenden Windmühlen wurden im Jahre 1706 abgebrochen, weil man den Raum der Bollwerke vergrößern wollte. Im gleichen Jahre wurde am Ende der Langen Brücke auf dem rechten Oderufer ein Tor mit zwei steinernen Pfeilern erbaut. Diese Pfeiler waren 19 preußische Fuß, also 5,96 Meter hoch, und 5 1/2 Fuß, also 1, 72 Meter im Quadrat stark; sie trugen Wappenschilder aus Sandstein mit der Inschrift:
,,Friedrich I. imperio dei gratia Borussorum regis electoris Brandenb.: haec monumenta extructa sunt. Anno 1706."
Leider waren beide Wappenschilder bei der Abnahme anlässlich der Verlegung der Brücke im Jahre 1829 schon derartig von der Witterung beschädigt, dass sie nicht aufbewahrt werden konnten.
Generalleutnant von Schlabrendorff wird Gouverneur
König Friedrich I. liebte die Festung Küstrin so sehr, dass er sie „Friedrichs Auge" nannte. Als er am 11. August 1703 den Generalleutnant Otto Freiherr von Schlabrendorff zum Gouverneur von Küstrin ernannte, sagte er zu ihm: ,,Lieber Herr General, ich schenke Euch mein Herz."
Der Gouverneur von Schlabrendorff war Chef eines Regiments (des späteren Musketier-Regiments Nr. 9) von 1694-1712, das 1710 hier in Küstrin stand. Er ordnete an, dass die wenigen noch zwischen Oder- und Vorflutbrücke vorhandenen Gebäude aus militärischen Gründen beseitigt werden mussten. Aber mit der Durchführung nahm man es nicht so genau. Ein Gebäude blieb erhalten, wurde als Spinnhaus umgebaut und diente später als Arbeitshaus für die Neumark.
„Goldmacherei“ im Küstriner Schloss
Der prunkliebende König Friedrich I. war stets in Geldnöten. So verschrieb er sich dann dem Don Dominiko Emanuel Caetano, Conte de Ruggiero (kurpfälzischer Feldmarschall, Generalfeldzeugmeister, Etatsrat, Oberst über ein Regiment zu Fuß und Kommandant zu München), der ihm angeboten hatte, Gold im Werte von 6 Millionen Talern herzustellen. Nachdem der König ihn zum Generalmajor befördert und etwa 30 000 Taler in dieses Goldgeschäft investiert hatte, floh Caetano mehrmals, wurde aber immer wieder gefangen. Man brachte ihn in die sichere Festung Küstrin, wo er die besten Zimmer des Schlosses bezog. In den Kellergewölben, wo man ihm 1706/07 ein Goldmacher-Laboratorium mit vier kleinen und einem großen Ofen eingerichtet hatte, sollte er seine Kunst beweisen. Keine Resultate! Man setzte ihm eine letzte Frist. Nun gab er an, die Keller seien für seine Goldmacherei zu feucht. Weil er den König bisher um Tausende von Talern geschädigt hatte, verurteilte ihn das Gericht wegen Betruges zum Tode. Am 23. August 1709 wurde er in Küstrin gehenkt. Der Galgen, dessen Balken mit Flittergold überzogen waren, stand östlich der Straße nach Zorndorf auf dem späteren Exerzierplatz.
700 Jahr Feier 1932
"Vor 700 Jahren geboren,
Zum Fischerdorf erkoren,
Wuchst Du zur Stadt empor,
Mit Festungswall und Tor.
Trotztest der Feinde Jeglichem Stoße,
Es weilte in Dir
Friedrich der Große.
So rollten Jahrhunderte Über Dich hin,
Heut bist Du umjubelt,
Du altes, erblühtes Küstrin."